Search
Generic filters
Nur exakte Treffer zeigen
Suche im Titel
Suche in der Beschreibung
Search in excerpt

Firmengeschichte: Heyde, Georg & Co. – Dresden

1800 – 1850

1836

Die Wurzeln als Zinngießer … in Leipzig

Julius (Wilhelm Adolph) Heyde ist am 30. Juni 1811 in Braunschweig geboren worden. Zwischenzeitlich hat er eine Lehre als Zinngießer absolviert und wird am 8. April 1836 Zinngießermeister in Leipzig. Dort heiraten er und Amalie Auguste Pauline Berlich (geb. am 28. März 1811 in Thüringen).

1848

Der spätere Firmengründer erblickt das Licht der Welt

Am 27. August 1848 wird in Leipzig der spätere Firmengründer Georg (Karl Adolph) Heyde geboren. Sein Vater Julius (Wilhelm Adolph) Heyde ist zu der Zeit “Bürger“ der Stadt und “Zinngießerobermeister“.

[bold_timeline_item_button title=”Expand” style=”” shape=”” color=”” size=”inline” url=”#” el_class=”bold_timeline_group_button”]

1851 – 1900

1852

Jugend & Lehrjahre im elterlichen Betrieb

Der ältere Sohn & Bruder Gustav (Adolph Theodor) Heyde wird am 24. Mai 1852 von der Innung als Lehrling angenommen. Als Meisterssohn absolviert er drei Jahre Lehrzeit. Über den Werdegang des späteren Firmengründers Georg Heyde fehlen genaue Angaben. Fest steht aber, er hat den Beruf des Zinngießers erlernt. Ein Intarsienkrug in Familienbesitz ist möglicherweise sein Gesellenstück.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_intarsienkrug_freigestellt-mittig-768x256.jpg

1863

Der elterliche Betrieb wächst

In der Hainstraße 3 wird das Seitengebäude sowie das 1. und 3. Stockwerk genutzt. Der ältere Bruder Gustav Heyde ist nun Bürger der Stadt Leipzig, Zinngießer und Metalldreher und arbeitet ebenfalls in der Hainstraße 3. Für den elterlichen Betrieb in Leipzig gibt es jedoch (bislang) keinen Nachweis, dass auch Zinnfiguren produziert wurden.

1868

Freistellung von der Militärpflicht

Georg Heyde wird am 7. November 1868 auf Dauer von der Militärpflicht freigestellt.

1872

(*) Die Geburtsstunde der Fa. Georg Heyde – als “Spielwaarenhändler“

Georg Heyde stellt am 8. April 1872 in Dresden den Antrag, ein Gewerbe als “Spielwaarenhändler“ ausüben zu dürfen, zieht diesen Antrag allerdings am 22. April 1872 zurück und ersucht um “eine Anzeigebescheinigung als Zinngießer“, die er 8 Tage später am 30. April 1872 erhält. Dies ist die Geburtsstunde der Firma Georg Heyde als Zinnspielwarenfabrik, Metallwaren- und Nippesfabrik bzw. Fabrik feinster Metallspielwaren. Die Geschäftsräume befinden sich im Parterre des Hauses Langestraße 35 (in der Vorstadt, Dresden-Wölfnitz).

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_1872_anzeigebescheinigung-768x576.jpg

1874

Georg Heyde wird Zinngießermeister

Georg Heyde wird am 12. Januar 1874 zum Zinngießermeister und Mitglied der Zinngießerinnung in Dresden. Wohnung und Geschäftsräume befinden sich am Rande der Dresdner Altstadt, nahe der Carolabrücke in der Steinstraße 13 und 14.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_spanschachtel_mit-text_mittig-768x383.jpg

1875

Frühe Jahre der Firma in Dresden: In der Steinstraße

Im Jahr darauf zieht die Zinnspielwarenfabrik in die Steinstraße 12, Hinterhaus, I. Stock. Hier bleibt das Geschäftslokal über die gesamte erste Wachstumsphase der Firma und bis 1880.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_altes-deckelbild_klein-zentriert-768x307.jpg

1877

Die 1. Heirat – in eine Zinngießerfamilie

Am 7. Juni 1877 heiraten Georg Heyde und Anna Elisabeth Therese Böhmer (* 3. März 1853). Sie ist die Tochter des Spritzenfabrikanten, Kaufmanns und Hoflieferanten Carl Julius Adolph Böhmer und dessen Ehefrau Anna Juliane Auguste (geb. Weickert, Tochter des Hofkalkulators August Wilhelm Weickert).Die Zinngießerwurzeln der Familie Böhmer reichen weit zurück: Paul Böhmer erlernt sein Handwerk 1733-1737 / dessen Sohn Johann Traugott Böhmer lernt 1762-1766 und wurde 1793 zum Meister / Adolph Paul Böhmer lernt von 1812-1816 und erhält 1820 den Meistertitel / und dessen Sohn Carl Julius Böhmer, der spätere Schwiegervater von Georg Heyde, lernt 1839-1842 und wird 1848 zum Meister ernannt. In der Hauptsache werden chirurgische Artikel, wie Spritzen, hergestellt. Auch ein Handel mit Zinnfiguren ist durch eine kleine Werbeanzeige belegt. Um 1874 bekommt der Kaufmann und Spritzenfabrikant Julius Böhmer den Titel “Königlicher Hoflieferant“ verliehen.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/boehmer_heirat-in-eine-zinngiesserfamilie-768x205.jpg

1877

Die erste Medaille: In Silber

Bei der “Sächsischen Ausstellung von für die Jugend bestimmten Erzeugnissen der Kunst, Wissenschaft und Industrie in Dresden“ erhält die Fa. Georg Heyde den zweiten Preis / die Medaille in Silber.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/04/heyde_1877_kastenettikett-mit-1-medaille-768x384.jpg

1877

Die Gewerbepolizei schreitet ein …

Der Bezirks-Inspektor August Frenzel meldet am 7. August 1877 dem Rath zu Dresden – Abtheilung f. d. Gewerbepolizei: Er zeigt Georg Heyde an, da dieser Kinder und Jugendliche beschäftige, ohne die entsprechenden Papiere vorlegen zu können. Bei seiner “Revision in den Geschäftsräumen der Firma Heyde wurden neun Knaben angetroffen, von denen vier das zwölfte Lebenjahr bereits überschritten, während die fünf letzteren dasselbe noch nicht erreicht hatten.“

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_1877_kgl.-kreishauptmannschaft-768x154.jpg

1877

Kinderarbeit, Strafzahlung … und ein Erklärungsversuch von Georg Heyde

Aufgrund der Anzeige wird Georg Heyde zu einer Strafzahlung von 15,- Mark verurteilt, worauf er am 28. August 1877 ein Gesuch an die Königliche Kreisamtshauptmannschaft richtet: “Zur Herstellung der von mir zu fabrizierenden Artikel (Zinnsoldaten u. dergl. Figuren) verwendete ich bisher theilweise Knaben im Alter von 12 – 14 Jahren, die das Colorieren dieser Sachen besorgten. Es war dies für mich der einzige Ausweg die Preise meiner Fabrikate denen einer Nürnberger Concurrenz gleichstellen zu können, da die übrigen Produktions-Kosten dieser Artikel ziemlich kostspielig sind und in keinem Verhältnisse mit dem Gesamt-Verkaufs-Preise derselben stehen. Die Fabriken Nürnbergs haben Ihre Leistungsfähigkeit u. den daraus hervorgehenden Stand an der Spitze dieses Industriezweiges lediglich der Arbeit von Kinderhänden zu verdanken, die in Anbetracht der Leichtigkeit u. des Angenehmen derselben immerhin noch gut bezahlt wird. Dies war das Geheimniß der Nürnberger, welches ein Begegnen oder Werfen dieser Concurrenz anderen, während der Zeit auftauchenden Spielwaaren-Fabriken bisher unmöglich machte. Vor 4 Jahren machte ich hier zuerst den Versuch mit gleichen Kräften zu arbeiten u. kann ich wohl sagen, daß mir die günstigsten Erfolge zur Seite gestanden haben. Von dem Puplikum unterstützt, wurden mir die Söhne sehr achtbarer Familien anvertraut, da die Arbeit wie gesagt eine angenehme Unterhaltung u. für die Kinder immerhin noch eine Spielerei blieb, welche nebenbei noch einige Mark pr. Woche abwarf. Seit Einführung der sogenannten Arbeits-Bücher mußte ich nun leider die Bemerkung machen, daß die Besten der mir anvertrauten Kinder ihre Arbeit einstellten, u. um ihre Entlassung baten. „Arbeit schändet nicht“ wohl wahr, aber die Eltern hielten es, u. vielleicht nicht mit Unrecht, für unpassent die jungen Arbeitskräfte ihrer Kinder bereits so früh zu verdingen u. sich dazu gar erst eine obrigkeitlich Erlaubniß einzuholen. Ich warf mich nun als Mittler dieser von einer anderen Seite beleuchteten, nicht zu unterschätzenden Einrichtung auf, u. erbot mich freiwillig zur Besorgung dieser „Arbeitsbücher“, welchen Weg ich bald als den richtigen erkannte. Wie einer königl. Kreisamtshauptmannschaft nicht unbekannt sein wird, gehört jedoch zur Besorgung eines solchen die Herbeischaffung eines Geburtsscheines etc., was bei der theilweise sehr beschränkten freien Zeit der Eltern, die in der Hauptsache doch immer der arbeitenden Classe angehören, gewöhnlich einige Tage Zeit erfordert. Da der Reiz des Neuen, bei vielen der bei mir eingestellten Kinder sich oftmals rasch verliert, so kommt ein Wechsel derselben ziemlich oft vor, so daß ich fast wöchentlich 1 – 2 neue Kinder in Arbeit nehme. Wie erwähnt, ist es nun nicht immer möglich, binnen 24 Stunden die Geburtsscheine etc. u. somit die benöthigten Arbeitsbücher zu besorgen u. geht meine Bitte an eine königl. Kreisamtshauptmannschaft nun dahin, mich, falls Kinder, welche nachweislich nicht länger als vier Tage bei mir beschäftigt sind, ohne Arbeitsbücher betroffen werden, nicht zu bestrafen, sondern mir eine viertägige Frist zur Besorgung dieser Arbeitsbücher doch gefl. gewähren zu wollen. (…)“ Dieser Brief bietet einen Einblick in die geschäftlichen Verhältnisse der Firmen und den Wettbewerbusdruck und die Vormachtstellung der Nürnberger Hersteller zu dieser Zeit. Das Gesuch wird abgelehnt und Georg Heyde muss die Strafe zahlen … und kommt dem letztlich erst am 08. Januar 1879 nach.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_1877_unterschrift-antwortschreiben-768x154.jpg

1877

Noch eine Anzeige – wegen gesundheitlicher Bedenken

Am 17. September 1877 erscheint der Mechanikus Karl Heinrich Moritz Ganz im Rathaus Dresden und zeigt an, “daß sich in der von ihm in der Steinstraße Nr. 12, Hinterhaus Parterre ermietheten Werkstatt der Schwamm dermaßen ausgebreitet habe, daß der Aufenthalt in den fraglichen Räumen der Gesundheit höchst zuwider sei und er bitte deshalb um eine Localbesichtigung und Abhülfe“ … darüber hinaus gibt Karl Ganz an, “daß er die fragliche Werkstatt am 1. Oktober 1877 verlassen werde; von dieser Zeit ab habe der im Parterre von Nr. 12 der Steinstraße wohnende Zinnspielwaarenfabrikant G. Heyde die von ihm derzeit zu Werkstattzwecken benutzten Räume ermiethet und wolle darin Kinder, die er bei seiner Fabrikation beschäftigt, unterbringen“ … “Gleichzeitig zeigt der Herr Komparent `{`Karl Ganz`}` an, daß die Schmelzkessel für Blei von Herrn Heyde ohne die für die Gesundheit der Arbeiter durchaus erforderlichen Abzüge für die giftigen Bleidämpfe aufgestellt seien, die von Heyde beschäftigten Kinder aber von 1 – 8 bez. auch 8 ½ Uhr, also länger als die gesetzlich für schulpflichtige Kinder zulässige Arbeitszeit bei Heyde arbeiten“.
Daraufhin wird der Stadtbezirksarzt Dr. W. Niedner am 19. Oktober 1877 beauftragt, die zur Anzeige gebrachten “Thatsachen“ zu begutachten und schreibt am 7. November 1877: “Ich habe vor einiger Zeit die Fabriklocalitäten des Herrn Heyde in Augenschein genommen und hierbei gefunden, daß überhaupt nur die Metallgießerei in sanitärer Beziehung Bedenken veranlaßen kann. Dieselbe befindet sich im Souterrain des Gebäudes und besteht zur Zeit nur einem kleinen Ofen, ähnlich wie ihn die Klempner benutzen, auf welchem ein eisernes Gefäß angebracht ist, in dem das Blei oder das Zinn, welches zum Gießen der Spielwaaren benutzt wird, zur Schmelzung gelangt. Die hierbei möglicher Weise entstehenden Bleidämpfe strömen in Ermangelung eines Abzugrohres einfach in die Luft aus und können insofern allerdings bedenklich fallen. Da aber die geringe Anlage zur Zeit nicht nur sehr klein, sondern auch nur eine interimistische ist, indem eine bessere in kurzer Zeit in einem anderen Locale eingerichtet werden soll, so halte ich ein offizielles Einschreiten für jetzt nicht geboten, empfehle aber Herrn Heyde zu veranlaßen, bei der demnächst einzurichtenden Gießerei für einen paßenden Abzug der Metalldämpfe besorgt zu sein.“

1877

Ein Umzug kündigt sich an

Georg Heyde wird unter Vorlegung des vorstehenden Gutachtens befragt, ob und wann von ihm die Einrichtung einer anderweitigen Werkstätte beabsichtigt sei. Er wird am 26. November 1877 resolutionsgemäß beschieden und erklärt, daß die Verlegung der bezeichneten Werkstätte bereits erfolgt sei.

1878

Umzug und Nachwuchs

Georg Heyde bezieht mit seiner Ehefrau Elisabeth eine Wohnung im Haus des Schwiegervaters, das Geschäftslokal ist aber nach wie vor in der Steinstraße 12 I. HH. Die erste Tochter Katharina Heyde wird im März 1878 geboren. 1880 kommt die zweite Tochter Lizzy zur Welt.

1879

Die zweite Medaille: In Gold

Georg Heyde beteiligt sich wieder an der “Sächsischen Ausstellung von für die Jugend bestimmten Erzeugnissen der Kunst, Wissenschaft und Industrie in Dresden“ und bekommt diesmal einen 1. Preis.

1880

Bezirksinspektor Frenzel bleibt hartnäckig …

Der Bezirksinspektor August Frenzel stellt am 9. Juli 1880 bei einer Kontrolle wiederum feststellt, daß angetroffene Arbeiterinnen und Arbeiter weder Arbeitsbücher, noch Arbeitskarten vorweisen können, bzw. in einem Dienstbuch der Dienstantritt nicht verzeichnet ist – auf dem selbstgeschriebenen aushängenden Namensverzeichnis zwei Beschäftigte von 14 und 16 Jahren nicht verzeichnet sind – die Arbeitszeit und Pausen nicht aufgeführt sind. Gegen Georg Heyde wird wieder eine Geldstrafe von 15,- Mark, ersatzweise 3 Tage Haft, verhängt.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_1877_gewerbeakte-strafe-768x266.jpg

1880

Bürgerrecht der Stadt Dresden

Am 23. Oktober 1880 erhält Georg Heyde das Bürgerrecht der Stadt Dresden.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_1880_buergerurkunde-768x512.jpg

1881

Die dritte Medaille: Das neue Deckel-Etikett mit den 3 Medaillen entsteht

Die “Gewerbe- und Industrie-Ausstellung zu Halle/Saale, Ausstellungsgebiet Königreich und Provinz Sachsen-Anhalt und Thüringische Staaten“ beschert der Fa. Georg Heyde eine dritte Medaille. Diese drei Medaillen werden fortan auf den Deckel-Ettiketten und Rechnungsformularen abgebildet.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/medaille-gold_halle-1881_zentriert-1-768x239.jpg

1883

Firmeneintrag – und das neue Domizil in der Alaunstraße 16

Georg Heyde läßt seine Firma “Georg Heyde“ am 26. April 1883 zum 1. Mai 1883 in das Firmenregister eintragen; er ist alleiniger Firmeninhaber.
Nach kurzem Aufenthalt in der Streisenerstraße 23 zieht die Firma Georg Heyde 1883 auf die Neustädter Seite. Wohnung und Werkstätte sind jetzt in der Alaunstraße 91/ I. Er ist Eigentümer des Hauses und im Adressbuch von Dresden als des Zinn- und Blechspielwarenfabrikanten eingetragen.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/dresden-anton-stadt_mit-alaunstrasse-768x307.jpg

1884

Der Tod der 1. Ehefrau

Elisabeth Heyde, geb. Böhmer stirbt am 18. Februar 1884.

1884

Die Verhältnisse haben sich gebessert …

Bei einer durch den Bezirks-Inspector Ernst Löfle am 11. September 1884 durchgeführten Revision des “Fabriketablissements“ werden sämtliche Arbeiter mit Arbeitsbüchern bzw. Karten angetroffen, ein Verzeichnis der beschäftigten jugendlichen Arbeiter und ein Auszug aus den Bestimmungen der Gewerbeordnung hängt aus.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_arbeitsordnung_auszug-768x394.jpg

1886

Die 2. Heirat – und zwei weitere Kinder

Georg Heyde und Johanna Louise Littmann (* 25. März 1864) heiraten am 24. Januar 1886. Das Ehepaar bekommt noch den Sohn Walther (Max Georg) Heyde (* 8. November 1886) und die dritte Tochter Dora (Johanna Martha) Heyde (* 19. Januar 1892).

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde-johanna_geb.-littmann_mittig-768x192.jpg

1886

Ein neuer Teilhaber – und das “Co.“ in Logo und Firmen-Namen

Am 8. April 1886 tritt August Albin Schultze (Kaufmann in Dresden) als neuer Teilhaber in die Firma ein. Die Firma firmiert um und nennt den Mitinhaber als “Co.“ im neuen Namen und Logo: “Georg Heyde & Co.“

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_und-co_aus-dem-wegweiser-von-1887-768x144.jpg

1887

Neubau – in der Alaunstraße 16

In der Alaunstraße 16 wird ein vierstöckiges Geschäftshaus gebaut und bezogen. Das Gebäude steht noch heute und wurde zwischenzeitlich in die Liste der Kulturdenkmäler aufgenommen.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/dresden_liste-der-kulturdekmaeler_alaunstrasse-16-768x477.jpg

1891

Die Firma wächst … die Erweiterung in der Alaunstraße

Der große geschäftliche Erfolg mit den Spielzeugfiguren bedingt eine räumliche Ausdehnung der Firma. Zu dem Vorderhaus Alaunstraße 16 wird ein dreistöckiges Hinterhaus errichtet. Dort ziehen die Gießerei und die anderen Werkstätten ein. Auch das vierstöckige Nachbargebäude Alaunstraße 14 wird von Georg Heyde erworben.
Der angestellte Zinngießer Carl Gottlob Heinze ist zuvor schon als Werkmeister von Georg Heyde zum “Meister“ gesprochen worden. Er wohnt über den Werkstatträumen im Hinterhaus der Alaunstraße 16. Und auch der Sohn Walter Georg Heyde lernt später hier, in diesen Räumen, im elterlichen Betrieb.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde-walter-georg_in-der-ausbildung_mittig-768x300.jpg

1894

Die Familie zieht in die “Villa“ in der Radebergerstraße

Georg Heyde zieht mit seiner Familie von der Alaunstraße in eine Villa in der Radeberger Straße 23 um. Die Villa wird 1897 gekauft.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_villa-in-der-radebergerstrasse_mittig-768x256.jpg

1902

Die Dresdner Zinngießerinnung & die Gründung des “Verbandes der sächsischen Industriellen“

Georg Heyde ist zu dem Zeitpunkt schon langjähriger “Ältester Meister der Dresdner Zinngießerinnung“.
1902 wird er dann auch Mitbegründer und Vorstandsmitglied des “Verband der Sächsischen Industriellen“.

1904

Wohlstand – “höhere Schulbildung“ – und “Einjährig-Freiwilliger“ bei der Armee

Dank seines Wohlstandes kann Georg Heyde seinen Kindern eine höhere Schulbildung ermöglichen. Danach dient der Sohn Walter Georg Heyde als Einjährig-Freiwilliger beim 4. Kgl. Sächsischen Feldartillerie-Regiment Nr. 48 in Dresden-Neustadt.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde-walter-georg_artillerieausbildung-768x256.jpg

1906

Die Neuordnung der Heyde-Katalog-NUMMERIERUNG

Im April 1906 wendet sich die Fa. in einem Rundschreiben an alle Kunden und Wiederverkäufer und informiert über die Neuordnung der Nummerierung. Danach müssen alle Heyde-Kästen mit neuen Nummern versehen worden sein – aber ein Katalog mit den bis dato gültigen / “alten“ Nummerierungen ist bislang leider nicht bekannt.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_1906_mitteilung-neunummerierung-768x512.jpg

1909

Die Hochphase … und der Katalog um 1909

Nach der Jahrhundertwende erreicht die Firma Ihren Höhepunkt. Das Geschäft mit Zinnfiguren floriert bis zum 1. Weltkreig, wie bei den anderen Herstellern auch. Zu der Zeit gibt es rege Messe-Aktivitäten, interessante Werbeanzeigen und es erscheint der bekannte, frühe Heyde Katalog. Die Preise in dem 76-seitigen Wiederverkäufer-Katalog sind für jweweils “1 Dutzend Kartons“ angegeben.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/04/heyde_1909_messeanzeige-und-engl.-katalogdeckel-768x384.jpg

1912

Im “Jahrbuch der Millionäre im Königreich Sachsen“

In dem “Jahrbuch der Millionäre im Königreich Sachsen“ wird Georg Heyde mit einem Barvermögen von 1,4 Mio Goldmark und einem jährlichen EInkommen von 0,11 aufgelistet. Er ist offensichtlich auch Aufsichtsratmitglied der Vereinigten Eschenbach´schen Werke AG, die in Dresden-Radeberg ansässig war und Eisenwaren, Küchengeräte und Haushaltswaren herstellte.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_jahrbuch-der-millionaere_1912-768x307.jpg

1914

einschneidend … der 1. Weltkrieg

Walter Heyde nimmt als Leutnant der Artillerie am 1 Weltkrieg teil. Er erhält mehrere Orden (den Albrechtsordens, Ritterkreuz 1. Klasse und den Preußischen Roten Adler-Ordens 4. Klasse) … aber der Krieg hat einschneidende Folgen. Der Ausgang bringt den weitgehenden Verlust der lukrativen Auslandsmärkte in England, Frankreich und den USA. Die Firma muss sich andere Märkte und Produkte suchen – aber der Einschnitt bleibt schmerzlich.

1918

Georg Heyde wird “Kommerzienrat“

Georg Heyde wird der Titel “Königlich Sächsischer Kommerzienrat“ verliehen.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde-georg_als-kommerzienrat_mittig-768x346.jpg

1921

Der Sohn Walter Heyde wird Beamter – heiratet – aber die Ehe bleibt kinderlos

Der Sohn Walter Heyde arbeitet nach dem Krieg als kaufmännischer Beamter und bleibt der Firma & den Zinnfiguren vorerst fern. Er und Anna Maria Sturm (* 7. September 1893) heiraten am 11. Oktober 1921. Die Ehe bleibt kinderlos.

1926

Tod des Teilhabers Albin Schultze – und die Auflösung der Gesellschaft “Georg Heyde & Co.“

Nach dem Tod des Teilhabers & Mitgesellschafters August Albin Schultze am 30. Januar 1926 wird die Gesellschaft “Georg Heyde & Co.“ aufgelöst; Georg Heyde führt das Handelsgeschäft und die Firma als Alleininhaber weiter.

1927

Der letzte bekannte HEYDE-Katalog …

Bislang datiert der letzte (bislang) bekannte Heyde-Haupt-Katalog von 1927. Für das Jahr 1928 wird ein schreibmaschienen geschriebener “Nachtrag 1“ mit Preisliste heraus gegeben. Auch die weiteren Neuheiten-Listen beziehen sich immer auf “unseren Hauptkatalog“ von 1927, der noch unter Georg Heyde erschienen sein muss.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_1928_werbeanzeige-768x275.jpg

1927

Prokura & Neuordnung der Geschäftsleitung

Zum 21. Dezember 1927 wird dem Kaufmann Benno Georg Menzer Prokura erteilt.

1928

Der Patriach verstirbt …

Am 19. Mai 1928 verstirbt Georg Heyde während einer Sitzung des Verbandes Sächsischer Industrieller, nachdem er zuvor noch eine Rede gehalten hatte. Er wird in der Familiengruft auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden beigesetzt.
In “Die Zinnfigur – Monatsschrift für Freunde und Liebhaber von Zinnfiguren, Trachten, Geschichte und Völkerkunde, Jahrgang 1928, Heft 8“ erscheint folgender Nachruf: “Mitten aus einem arbeitsreichen Leben rief der unerbittliche Tod den Inhaber der Bleisoldatenfabrik, Herrn Commerzienrat Heyde, zu sich. In kurzer Zeit hätte er seinen 80. Geburtstag feiern können. Er war der Sohn eines angesehenen Leipziger Zinngießermeisters und gründete in Dresden im Jahre 1872, zunächst im kleinen Rahmen, eine Fabrik für Metallspielwaren, besonders Bleisoldaten und zwar als Spezialität die plastischen 5 cm hohen Figuren. Eiserner Fleiß, zäher Arbeitswille, gepaart mit hervorragender fachlicher und handwerklicher Tüchtigkeit halfen ihm bald, sich mit seinen Fabrikaten Geltung zu verschaffen, denn es wollte den damaligen Abnehmern noch gar nicht so recht in den Sinn, daß man Zinnsoldaten auch wo anders kaufen sollte als in Nürnberg. Am 30. April 1922 konnte Herr Georg Heyde unter zahlreichen Ehrungen sein 50jähriges Geschäftsjubiläum feiern. Im Jahre 1918 erfolgte seine Ernennung zum Königlich Sächsischen Commerzienrat.“

1928

Die Erben … und die fehlende Nachfolgeregelung

Da keine Nachfolgeregelung bestand, lag die Leitung der Firma zunächst bei der Erbengemeinschaft: (a) die Kommerziensrats- und Fabrikbesitzerwitwe Johanna Heyde – (b) Tochter Katharina (verh. Bernhardt, Kaufmannsehefrau) – (c) Tochter Lizzi (verh. Baumann, Arztehefrau) – (d) Sohn Walter Heyde (Kaufmann) – (e) Tochter Dora (verh. Hänel, Kunstmalerin). Die Fünf begründen am 19. Mai 1928 eine offene Handelsgesellschaft.
Die Uneinigkeit und das fehlende Interesse der Erben führt jedoch zum allmählichen Niedergang des Unternehmens. Die Firma wird verkleinert und das Ladengeschäft im Vorderhaus als Verkaufsniederlassung an die Schokoladenfabrik Bruno Clauß vermietet.

1933

Gesellschaft aufgelöst – Walter Heyde wird Alleininhaber

Die Gesellschaft ist zum 27. Juni 1933 aufgelöst. Die Witwe Johanna und die Töchter Katahrina, Dora und Lizzie scheiden aus: Walther Heyde führt das Handelsgeschäft und die Firma als Alleininhaber fort. Er wohnt mit seiner Ehefrau Anna im 1. OG des Vorderhauses

1935

… die letzte bekannte Neuheiten-Liste

Bislang datiert die letzte bekannte “Neuheiten-Liste“ aus dem Jahr 1935. Darin tauchen Figuren und Uniformen der aktuellen politischen Umbrüche auf – ebenso auch Neuauflagen bekannter Kästen (z.B. Flugplatz mit Scheinwerfer, Nordpolfahrten mit Flugzeug, diverse elektrische Artikel, Christi Geburt mit neuer Krippe) – Weihnachtsdeko – und auch Selbstgieß-Sets mit Formen & Löffel für Silvester-Zinn-Gießen.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_1935_neuheiten-liste-768x154.jpg

1941 – 1945

Nutzung in der Alaunstraße – und die Bedeutung der Heimarbeit

In der Alaunstraße 16 werden im Vordergebäude das 1. Stockwerk als Inhaber-Wohnung, das 2. Stockwerk und im 3. Stockwerk ein Raum als Archiv genutzt. Im Hintergebäude werden zwei Stockwerke als Fabrikräume und das oberste Stockwerk als Mitarbeiterwohnung genutzt. Die Gießerei befindet sich im Keller des Hintergebäudes.
Eine wichtige Rolle spielte jedoch auch weiterhin die Heimarbeit: Ein gedrucktes “Heimarbeiter-Buch“ aus dem Jahr 1941 belegt Bedeutung und Umfang der Heimarbeit. Es zeigt auch, dass trotz kriegsbedingter Materialknappheit an Buntmetallen weiterhin produziert wird und beschreibt, wie Heimarbeit und Entlohung auf Stück-Basis abgerechnet werden.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/04/heyde_1941_heimarbeiterbuch_auszug-768x256.jpg

1945

Bombentreffer & Brand im Hinterhaus

Das Hintergebäude der Alaunstraße 16 wird durch eine Brandbombe getroffen und brennt aus. Auch die Kellerräume (mit der Gießerei und dem Formenbestand) sind betroffen, aber es werden offensichtlich Formen und Werkzeuge geborgen und teilweise wieder in Stand gesetzt. Fotos aus den 1980er und 90er Jahren zeigen noch Teile des Hinterhauses und im Keller einen alten, originalen Gießofen mit Dunstabzug.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_alaunstrasse-kollage-hinterhaus-768x712.jpg

… nach 1945

Versuche der Wiederbelebung

Nach dem Krieg versucht man eine Wiederbelebung des Geschäftes, jedoch mit mäßigem Erfolg. Im Keller der Vorderhauses wird zwar nochmal eine Gießerei eingerichtet, aber es ist nicht die Zeit, um mit Bleisoldaten und militärischen Figuren Geld zu verdienen. Angeblich werden in geringem Umfang Indianer und Eisenbahnfiguren vertrieben. Es ist auch bekannt, dass man es mit Oster- und Weihnachtsdeko versuchte. Der Kasten zu den unten stehenden Figuren ist handschriftlich mit der Jahreszahl “1946“ beschriftet. Zudem berichtet der Inhaber eines großen Geschäfts für Angelbedarf am Bischofsweg in Dresden noch 1956, dass er Bleigewichte in Fischform (sogenannte Pilger) eingekauft hat.
Zum 21. Juni 1951 ist die Prokura des Benno Georg Menzer erloschen.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/04/heyde_oster-und-weihnachtsdeko-768x230.jpg

1973

Tod des Inhabers – und Übernahme des Firmeninventars durch den Staat

Walter Heyde stirbt am 23. Januar 1973, seine Frau Anna Maria Heyde am 13. März 1973. Walter Heyde und Ehefrau Anna haben im 1. OG des Vorderhauses gewohnt.
Nachdem weder Nachkommen noch ein Testament vorhanden ist, wird Privatbesitz und Firmeninventar vom Staat übernommen. Ein Teil des Nachlasses wird mit 2 LKW-Fahrten in das Armeemuseum Dresden verbracht.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_1983_alaunstrasse_mittig-768x384.jpg

1983

Die Legende “Alles verbrannt“ … hält sich hartnäckig

Es hält sich hartnäckig die Behauptung, die gesamte Firma, inklusive der Gebäude, Formen und Warenbestände seien durch den Feuersturm der Dresdner Bombennacht vernichtet worden. Das trifft aber auf die Neustädter Seite der Stadt und das Heyde-Gebäude nicht zu – der Bombentreffer war wohl ein Einzeltreffer, denn umliegende Gebäude sind zwar ebenfalls beschädigt, aber erhalten geblieben.
Auch die Behauptung, dass der gesamte Bestand der Firma “vernichtet wurde“ ist falsch: Das im Vorderhaus in einer Dachmansarde gelagerte “Musterzimmer“ blieb vollständig erhalten (und war Teil der Abtransporte ins Armeemuseum). Und auch alte Heyde-Original-Gußformen und schmiedeeiserne Gießzangen wurden aus dem zerstörten Hinterhaus geborgen. Bei den heute immer mal auftauchenden Original-Formen, sind zwar die ursprünglichen “Holzgriffe“ verbrannt, die Formen wurden jedoch mit Asbest- und Holzplatten neu belegt und reaktiviert.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/04/heyde_formen-768x241.jpg

1999

Die Löschung der “Firma Heyde“

Die Firma ist am 7. Oktober 1999 offiziell erloschen.

https://altes-spielzeug.info/wp-content/uploads/2021/03/heyde_gewerbeakte_loeschung-768x275.jpg
[bold_timeline_item_button title=”Expand” style=”” shape=”” color=”” size=”inline” url=”#” el_class=”bold_timeline_group_button”]